Gehört haben wir alle schon einmal von den geradezu sagenumwobenen Lern-CDs, die man nachts – während man schläft – abspielen soll, um so ohne jeglichen Aufwand eine neue Sprache zu lernen. Doch funktioniert das wirklich?

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Was früher Lern-CDs waren, sind heute meist Audiodateien, die im Internet bis zu mehrere Millionen Klicks haben. “Spanisch lernen im Schlaf” und ähnliches versprechen die Titel. Hinter den gesprochenen Wörtern und Satzteilen läuft leise Musik, die die Informationsaufnahme zusätzlich fördern soll. Meist laufen diese Ton- und Videodateien über ein bis drei Stunden. Sie beginnen mit “Hallo” und arbeiten sich dann langsam voran auf ein höheres Niveau.
Da diese passive Lernmethode in vielerlei Hinsicht praktisch wäre, wurden mittlerweile einige Studien zur Wirkung des Anhörens von Fremdsprachen im Schlaf durchgeführt. Als Ergebnis gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht zu berichten. Die gute zuerst: Wenn man sich bereits bekannte Vokabeln und Sätze über Nacht anhört, kann man sich diese besser merken, und es verbessert sich sogar die eigene Aussprache. Ein ähnlicher Effekt besteht auch bei leicht eingerosteten Sprachkenntnissen. Wer das mühsam erlernte Französisch aus der Schule nicht wieder vergessen will, sollte sich beim Schlafengehen französische Sätze anhören. Rein passive Wiederholung von bereits bekannten Ausdrücken hilft dem Gehirn das Gelernte zu reaktivieren und so weiterhin zu speichern.
Nun zur schlechten Nachricht: Völlig unbekannte Vokabeln kann man sich im Schlaf leider nicht merken. Der Grund dafür ist simpel: Im Schlaf werden keine neuen neuronalen Verbindungen geschaffen. Allerdings werden die schon vorhandenen Verbindungen im Schlaf gestärkt, und genau deswegen ist es möglich, bereits gelernte Ausdrücke abzuspeichern und zudem die Aussprache zu verbessern, ohne bewusst daran arbeiten zu müssen. In einer aktuellen Studie, die dies klar belegte, wurden 60 deutschsprachige Studierende dazu aufgefordert ihnen unbekannte niederländische Vokabeln zu lernen. Die Hälfte von ihnen wiederholte diese per Lern-CD passiv im Schlaf, während die andere Hälfte sich dieselbe CD im wachen Zustand anhörte. Nach ein paar Stunden wurden die Studierenden abgefragt – die Teilnehmer, die das Gelernte im Schlaf gehört hatten, schnitten deutlich besser ab, obwohl der Schlafentzug der anderen Gruppe bei den Testergebnissen mit einkalkuliert wurde. Die besten Phasen für die Abspeicherung des Gelernten liegen vor und nach dem REM-Schlaf. In der Traumschlafphase kann also nicht passiv gelernt werden, außerhalb davon aber schon.

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Photo by Alexandra Gorn / Unsplash

Wenn Sie nicht einschlafen können während Sie eine Stimme hören, ist es auch möglich einen ähnlichen Lerneffekt zu erzielen, indem Sie die gesprochenen Worte und Sätze leise im Hintergrund abspielen, während Sie wach sind. Dies geht zu jeder ruhigen Gelegenheit – der Schlüssel ist, das Gesprochene so leise wie möglich abzuspielen, damit Sie es gerade noch so hören können. Dies imitiert die Situation, die beim Schlafen vorliegt. Hierbei, genau wie beim Wiederholen des Gelernten im Schlaf, liegt sogenanntes Subliminal Learning vor, also unbewusstes Lernen. Durch die Stärkung der neuronalen Verbindungen funktioniert dies tatsächlich – genau deswegen wird auch empfohlen vor einer Prüfung zu schlafen, statt die ganze Nacht zu lernen, denn nur im Schlaf wird das tagsüber Gelernte wirklich abgespeichert.

Fazit: Eine neue Sprache ganz unbewusst im Schlaf zu lernen ist im wahrsten Sinne des Wortes zu einfach um wahr zu sein. Um Neues zu erlernen wird immer auch aktive Konzentration benötigt. Unbewusstes Lernen, also im Schlaf oder während man mit etwas anderem beschäftigt ist, ist aber eine sehr gute Möglichkeit um ohne Zeit- oder Energieaufwand passiv das bereits Bekannte zu wiederholen und zu festigen.