Wie wird aus einem Buch ein Welterfolg?

Haben Sie “Stolz und Vorurteil” (Jane Austen), “Don Quijote” (Miguel de Cervantes), “Ulysses” (James Joyce), “Moby Dick” (Herman Melville) oder “Anna Karenina” (Leo N. Tolstoi) gelesen?
– Wenn nicht, kennen Sie die Namen dieser Werke der Weltliteratur mit Sicherheit trotzdem. Doch wie wird ein Buch überhaupt zur Weltliteratur?

Das funktioniert nur, wenn die Werke auch überall auf der Welt verstanden werden – und zwar so, wie sie ursprünglich gemeint waren. Dafür bedarf es spezieller Übersetzer, deren Fachbereich die Literaturübersetzung ist. Bei dieser Art der Fachübersetzung muss ein Übersetzer nicht nur beide Sprachen beherrschen, sondern auch eine Liebe zu ihnen und zur Literatur im Allgemeinen besitzen.

woman sitting on rock formation while reading book
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Etwa die Hälfte aller belletristischen Neuerscheinungen auf dem deutschen Literaturmarkt sind Übersetzungen. Jedoch sind die Übersetzer dem Leser nur im seltensten Falle bekannt.

Immer wieder hört man Stimmen, die behaupten, Literaturübersetzer seien verkappte Autoren – jedoch lässt sich das so nicht sagen. Als Literaturübersetzer geht es darum den Inhalt eines Werkes zu erfassen, die Originalsprache zu analysieren, zu dekonstruieren und in der Zielsprache verständlich wieder aufzubauen. Dabei spielen neben der Sachebene der Texte auch weiche Faktoren, also die Makroebene, eine große Rolle.
Literarische Texte wirken eben nicht nur durch den eigentlichen Inhalt, sondern insbesondere auch durch den Klang und den Rhythmus des Geschriebenen, sowie durch die Assoziationsräume, Ironie, Wortspiele, Slang und die Dramaturgie in Verbindung mit den Figuren. Diese und weitere stilistische Mittel machen Literatur zu Literatur.

Deshalb ist es für jeden Literaturübersetzer immer eine Gratwanderung so nah wie möglich am Originaltext zu bleiben und auf der anderen Seite das Geschriebene an die Zielkultur anzupassen. Häufig müssen Details verändert oder sogar verfälscht werden, um in der Zielkultur richtig verstanden zu werden, ohne den Lesefluss, beispielsweise durch Fußnoten, zu erschweren.

Fazit

Die Übersetzung von Literatur ist eben nicht nur die bloße Reproduktion einzelner Textelemente, sondern der Aufbau eines eigenen, durch den sprachlichen und kulturellen Kontext der Zielsprache geprägten, Sprach-Kunstwerkes.
Hierbei darf man, wie in der Literatur selbst, alles. Jedoch muss man es als Literaturübersetzer auch begründen können.