Wie die Pandemie den KI-Einsatz vorantreibt

Impfstoff entwickeln, Infektionswege vorhersagen, Husten-Apps zur Früherkennung: In der Pandemiebekämpfung hat künstliche Intelligenz gezeigt, was sie kann. Auch für Unternehmen wird die Technologie “post-Corona” eine große Rolle spielen.

Wie die Pandemie den KI-Einsatz vorantreibt
By:
Lengoo Marketing Team
Date:
Jun 9, 2021

Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie verdichtet sich der Eindruck, dass die Welt vorerst das Schlimmste überstanden haben könnte. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass globale Krisen wie diese auch in Zukunft jederzeit eintreten können - und dass sie schnelles Handeln erfordern und Zeit kostbar ist. Künstliche Intelligenz hat in Form von Machine Learning und Algorithmen zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen und die große Stärke der Technologie sichtbar gemacht: in kurzer Zeit große Datenmengen durchpflügen, Muster erkennen, klassifizieren, lernen und Vorhersagen treffen.

Diese Vorteile haben zum Beispiel Unternehmen wie BlueDot und Metabiota genutzt, um erfolgreich die Ausbreitungswege des Coronavirus vorauszusagen - einige Tage bevor die Ereignisse tatsächlich eintraten und noch bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das neue Virus offiziell bestätigte. BlueDot nutzte dafür KI-Algorithmen, um Daten aus Nachrichtenberichten, Flugticket-Systemen und zu Ausbrüchen von Tierseuchen zu analysieren. Auch das Start-up Metabiota machte mithilfe von KI die Regionen aus, in denen sich die Krankheit wahrscheinlich als nächstes ausbreiten würde. Wenige Tage später bestätigten sich die Vorhersagen, als etwa Japan, Taiwan oder Südkorea die ersten Corona-Fälle meldeten.

Husten-App zur Früherkennung

Die Pandemie hat auch innovative KI-Projekte in der medizinischen Diagnostik hervorgebracht. Augsburger Entwickler:innen arbeiten derzeit an einer App, die schon am Husten erkennen soll, ob eine Person mit Corona infiziert ist oder ob es sich doch nur um eine “normale” Erkältung handelt. Dazu haben die Forscher:innen Stimmaufzeichnungen von hustenden Covid-positiven Patienten gesammelt und mit den Daten ein KI-Modell trainiert. Die Idee: morgens ins Handy husten, per Spracherkennung gleicht die App mithilfe von KI-Algorithmen das Geräusch mit bestehenden Datensätzen ab, ein Testergebnis liegt unmittelbar vor. Das Projekt wäre ein ein großer Durchbruch in der Pandemie-Bekämpfung. Die App könnte als erstes Screening zur Früherkennung dienen und Infektionsketten schnell eindämmen.

Auch bei der Impfstoffentwicklung hat künstliche Intelligenz eine Rolle gespielt und wird wohl auch in Zukunft sehr nützlich sein. Das deutsche Biopharma-Unternehmen Curevac hat mit intelligenter Technologie gearbeitet. “Durch den Einsatz der Gen-Sequenzierung und mithilfe der Analyse großer Datenmengen (Big Data) gelingt es offenbar sehr schnell, passende mRNA-Impfstoffe zu entwickeln”, schreibt Prof. Dr. Curt Diehm im Handelsblatt. Ob Biontech/Pfizer KI verwendet hat, ist nicht eindeutig. Das Unternehmen gab jedenfalls 2019 in einer Pressemitteilung an, “Bioinformatic, Robotics und künstliche Intelligenz” zu vereinen.

Dank KI faire Chance in der Pandemie

Die Menschheit wäre verloren gewesen, wenn das Virus vor 20 Jahren zugeschlagen hätte, meint Jason Moore, Direktor des Penn Institute for Biomedical Informatics an der Universität von Pennsylvania. “Aber ich glaube, dank KI und Machine Learning haben wir heute eine faire Chance”, sagte er der Washington Post. Zwar kritisieren Wissenschaftler:innen inzwischen vermehrt Daten-Bias und Defizite der unter Zeitdruck entwickelten KI-Modelle auf ethischer Ebene. Klar ist aber, dass der KI-Einsatz in der Pandemie das Potenzial der Technologie sichtbarer gemacht hat.

Die Chancen, die der Einsatz von KI bietet, gehen über den Gesundheitssektor hinaus. Auch in der “Post-Corona-Wirtschaft” werden KI-Methoden laut Marktbeobachtern weiter an Bedeutung gewinnen - zum Beispiel im Bereich “Enterprise AI”. Hier geht es ebenfalls primär darum, Prozesse zu automatisieren und zu beschleunigen. KI-Anwendungen können Unternehmen wertvolle Erkenntnisse liefern und datengetriebene Entscheidungsgrundlagen bieten.

Weiter in KI investieren

Die Pandemie hat künstliche Intelligenz ganz nach oben auf die To-Do-Liste vieler Unternehmen katapultiert. Zum einen, um das unternehmenseigene “Immunsystem” zu stärken und für künftige Krisen gewappnet zu sein. Zum anderen, um sich durch ressourcenschonendes Arbeiten von der letzten Krise zu erholen. Laut Unternehmensberatung McKinsey sollten Unternehmen deshalb nicht an Technologie sparen. Die “High-Performer-Unternehmen”, die Mehrwert aus KI ziehen, würden als Reaktion auf die Pandemie weiter in die Technologie investieren. Wer das nicht tut, fällt immer weiter zurück, heißt es in einer Studie von McKinsey.

Die Unternehmensberatung sieht deshalb eine drohende Kluft zwischen Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, und einer Mehrheit, die immer noch damit kämpft, die Technologie für sich zu nutzen. Um mit hastigen, kurzfristigen Eigenentwicklungen nicht in der Proof-Of-Concept-Falle stecken zu bleiben, kann es sich für Unternehmen auch lohnen, mit externen Dienstleistern zusammenzuarbeiten