Die Geschichte der Übersetzung

Übersetzungen nutzen wir selbstverständlich, fast unbemerkt, für die alltägliche Kommunikation. Doch wie entstanden sie eigentlich?

Die Geschichte der Übersetzung
By:
Lengoo Marketing Team
Date:
Jun 13, 2019

Heutzutage nutzen wir Übersetzungen selbstverständlich und manchmal sogar unbemerkt. Früher hingegen, waren Übersetzungen mit großem Aufwand verbunden und nur begrenzten Personengruppen überhaupt zugänglich. Wie hat sich die Nutzung und die Effizienz von Übersetzungen so rapide verändert?

collection of old books
Photo by Thomas Kelley / Unsplash

Der Mensch braucht Übersetzungen

Übersetzungen so wie wir sie heute kennen entstanden zur Zeit der industriellen Revolution. Vielen ist jedoch unbekannt, dass es die ersten Übersetzungen schon ca. 2.500 Jahre v. Chr. gab. Mit dem Beginn der Menschheit und der Ausbildung komplexer Sprachen entstand auch die Notwendigkeit von Übersetzungen. Sie werden vor allem aus emotionalen sowie aus Handelsgründen gebraucht, denn ohne Übersetzungen ist (über-)lebenswichtige Kommunikation nicht möglich. Heute ist die Nachfrage nach guten Übersetzungen größer denn je. Noch nie wurde so viel Content produziert und übersetzt. Zum einen werden Übersetzungen in der Wirtschaft genutzt, um globale Expansion und Erfolg zu ermöglichen, zum anderen bieten sie aber auch einen einzigartigen Zugang zu Kulturen und Zivilisationen, die lange vor uns existierten und damit einen direkten Zugang zur Geschichte. Sie stellen ein hilfreiches Werkzeug dar, um kulturelle Barrieren zu überwinden und ermöglichen Menschen, sogar ganzen Gesellschaften, verschiedenste Meinungen, Ideen und Wissen zu vermitteln. Es ist unumstritten, dass ihnen große Bedeutung zukommt.

Frühe Anfänge

Historische Funde belegen, dass bereits ca. 2500 v. Chr. spezielle Tontafeln genutzt wurden, um semitische Zeichen zu entschlüsseln. Das bekannteste Beispiel frühester Übersetzungen ist aber die Bibel. Das Alte Testament wurde nachweislich, ab dem dritten Jahrhundert vor Christus, aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt. Insgesamt waren Übersetzungen in der Antike bereits recht gewöhnlich und Teil des Alltags, jedoch mit einem hohen Aufwand verbunden. Sie wurden hauptsächlich von römischen Dichtern genutzt, um griechische Texte zu übersetzen. Im letzten Jahrhundert vor Christus finden sich sogar Belege dafür, dass sowohl Cicero, als auch Horaz in Rom spezielle Übersetzungstechniken entwickelten und nutzten. Diese Techniken fanden so großen Anklang, dass sie bis ins 17. Jh. hinein weiterverwendet und dann erst von moderneren Methoden abgelöst wurden. Dank der frühen Übersetzungen ins Lateinische, sind die Werke griechischer Dichter bis heute so gut überliefert. Die daraus resultierenden Werke legten außerdem den Grundstein für bedeutende Arbeiten der Renaissance.

Der Übersetzungsboom im Mittelalter

Ein weiterer signifikanter Aspekt der Übersetzungsgeschichte ist die Reformation im 16. und 17. Jahrhundert. Mit dem Protestantismus stieg gleichzeitig die Notwendigkeit religiöse Botschaften und Theorien in möglicht viele europäischen Sprachen zu übersetzen, um Botschaften leichter verbreiten zu können. Spätestens mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, im Jahr 1440, war der Weg hierfür geebnet. Die neue Möglichkeit der Massenproduktion erleichterte die Herstellung von Übersetzungen erheblich, nicht zuletzt für die Bibel. Martin Luther nutzte den Fortschritt, um das Neue Testament 1522 und das Alte Testament 1534 ins Deutsche zu übersetzen. Zum ersten Mal hatten damit nicht nur Geistliche oder Mönche Zugang zur Sprache, sondern auch das allgemeine Volk. Heute ist die Bibel in 475 Sprachen übersetzt und damit das meistübersetzte Buch der Welt. Wer wusste außerdem, dass unterschiedliche Übersetzungen aufgrund schneller Verbreitung der Grund dafür sind, dass es zwei Strömungen innerhalb des Christentums gibt.

Insgesamt spielten Übersetzungen für die Kirche eine große Rolle. So wurde ein Gelehrter, der 382–405 die Bibel übersetzte, zum Heiligen Hieronymus, den Schutzpatron der Übersetzer, erklärt. Bis heute ist der Internationale Übersetzertag nach ihm benannt.

Medieval cathedral ceiling
Photo by JOHN TOWNER / Unsplash

Von der industriellen Revolution bis heute

Mit dem Wirtschaftsaufschwung, der mit der industriellen Revolution einherging, wuchs auch die Nachfrage nach Übersetzungen. Deshalb entstanden ab Mitte des 18. Jahrhunderts neue, professionalisiertere Formen der Übersetzung. Durch die Erfindung neuer Techniken, konnte weniger Zeit in das Übersetzen selbst, und mehr in die Eroberung neuer Märkte investiert werden. Seit den 1950ern ist das Übersetzen außerdem als eine akademische Disziplin anerkannt. Immer mehr Institutionen entstanden, die sowohl das Übersetzen an sich lehrten, aber auch immer neuere Methoden entwickelten. Die modernen Formen der Übersetzung entstanden mit der Geburtsstunde des Internets. Möglichkeiten auf Texte sowie Dokumente zuzugreifen, sie zu verstehen, und zu übersetzen, revolutionierten sich. Die weitere Professionalisierung des Feldes folgte. Immer mehr spezialisierte Unternehmen entstanden und Übersetzern wurde es möglich, sich auf bestimmte Themengebiete zu konzentrieren.

Berühmte Übersetzer = tote Übersetzer?

Übersetzer sind oftmals versteckte Charaktere, die mit großem Einsatz Ideen-, Theorien- und Wissensvermittlung ermöglichen, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen. Zu den historisch bekannten Übersetzern zählen unter anderem der chinesische Pilgermönch Xuanzang, der im Jahre 645 Bände indische Buddhistenschriften ins Chinesische übersetzte. In der neueren Geschichte erlangten vor allem der amerikanische Literaturübersetzer Gregory Rabassa Aufmerksamkeit, indem er unzählige lateinische Dokumente im 19. Jahrhundert ins Englische übersetzte. Berühmtheit erlangte außerdem die britische Übersetzerin Constance Garnett. Sie übersetzte russische Klassiker wie Tolstoi, Tschechow, Gogol, und Turgenev Ende des 19. Jahrhundert ins Englische. Dass Übersetzen aber auch gefährlich sein konnte, bewies William Tyndale, der selbst ein tragisches Ende erlebte. Er entschied sich dazu, die Bibel 1520 ins Englische zu übersetzen. Nachdem seine Übersetzungen zunächst durch die englische Regierung verboten wurden, da die einzig erlaubte Version der Bibel die lateinische war, ließ die Regierung später alle Ausgaben verbrennen und verurteilte Tyndale zum Tode auf dem Scheiterhaufen.

Moderne Übersetzungen auf dem Weg in die Zukunft

Heute ist die Übersetzungsbranche eine blühende Industrie und erlebt ein stärkeres Wachstum als je zuvor. Im digitalen Zeitalter beschränken nationale Grenzen Unternehmen kaum noch in ihrem Handel. Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, kann den Weltmarkt erobern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in qualitativen Übersetzungen, die das internationale Zielpublikum in Zeiten fortschreitender Globalisierung erreichen. Ein großer Faktor spielt dabei die Zeit. Übersetzungen müssen schnell verfügbar sein, damit Unternehmen die Nase auf dem Markt vorn behalten können. Aber auch Kosten spielen eine entscheidende Rolle. Mit straffen Zeitplänen und dem Ziel kostengünstig zu sein, wird die Nutzung von künstlicher Intelligenz, in Form von Maschinenübersetzung, immer notwendiger. Die Zukunft der Übersetzung ist deshalb ein individueller, harmonischer Mix von hochintelligenten Werkzeugen und der Expertise von Linguisten. Das allein ermöglicht punktgenaue Übersetzungen, die gleichzeitig wirtschaftlich sind. Rein menschliche Übersetzung kostet Zeit und damit Geld. Viele dieser Entwicklungen passieren bereits jetzt. Diese Veränderungen zu begrüßen, zu nutzen und zu zelebrieren ist Teil des Prozesses.

Neue Möglichkeiten und Entwicklungen in der Übersetzung führen dazu, dass sich unsere Wahrnehmung von Übersetzungen insgesamt stark verändert hat. Sie sind selbstverständlich geworden - und dadurch fast unsichtbar.

Die Geschichte der Maschinenübersetzung selbst, lässt sich auf unserem Blog genauer in Teil 1, Teil 2, und Teil 3 entdecken!